Ratafia (Walnusslikör) ist einer der bekanntesten in Branntwein gereiften Liköre der Landkreise von Girona und Osona bzw. mittlerweile in ganz Katalonien. Durch die Mischung aus jungen Walnüssen, Kräutern, Früchten und Gewürzen (bis zu hundert verschiedene) wird in der Tat ein Likör der tausend Genüsse geschaffen. Im Bukett kann man einen unverwechselbaren Anisgeschmack mit einem Nachgeschmack von Fenchel und Minze erkennen. Der Ratafia hat kirchliche Ursprünge, wenn man die enge historische Verbindung berücksichtigt, die allerorts zwischen Bier, destillierten Getränken und der Kirche bestand. Mindestens bis ins 17. Jahrhundert hatten die Klöster das Monopol auf Liköre (damals als Medizin bezeichnet), die dort hergestellt wurden. Eine der Geschichten über diesen Likör stammt aus der Feder von Jacint Verdaguer. In der Rondalla de la ratafia schreibt er, dass der Name vom Lateinischen rata fiat, einem Trinkspruch, mit dem auf den Abschluss von Abkommen getrunken wurde, stamme. Laut der Geschichte baten drei Bischöfe, nachdem sie sich auf ein Abkommen geeinigt hatten, einen Meier um etwas zu trinken, da ihre Hälse vom Streiten heiser geworden waren. Der Meier bot ihnen ein noch namenloses Getränk an, das ihnen sehr gut schmeckte. Als sie hörten, dass es keinen Namen hatte, tauften die Bischöfe es auf einen Namen, der durch den Abschluss des Ankommens inspiriert war: rata fiat („es ist vollbracht" bzw. „ratifiziert"). Die grünen Walnüsse werden in der Regel kurz vor dem Johannistag geerntet, wenn die Frucht noch jung und saftig ist.